Was hat Gregor der Große mit Fürth zu tun? Gregor der Große war von 590 bis zu seinem Tode im Jahre 604 nach Christus Papst in Rom, und er bestimmte in seiner Zeit als Papst, dass mit der kirchlichen Weihe ein weltliches Fest verbunden werden soll, bei dem sich das Volk mit Tanzen, Essen und Trinken vergnüge. Wahrscheinlich hat Gregor der Große letztendlich nur nachvollzogen, was schon längst Gang und Gebe war.
Unser Fürth wird wohl so um 750 nach Christus entstanden sein, das St. Martins Kirchlein war damals vermutlich zunächst aus Holz gebaut, vielleicht sogar ein Pfahlbau, damals im Überschwemmungsgebiet bei Kapellen nicht unüblich. Wir können aufgrund der Weisung von Gregor dennoch davon ausgehen, dass die Fürther damals schon feierten. Im 16. Jahrhundert versuchten die Kirchenfürsten zwar den Volksfestcharakter wieder zurückzudrängen, aber mit wenig Erfolg. Im Jahre 1587 schwärmte der Nürnberger Meistersinger Georg Hager, wie man volltrunken sei „im neuen Wein all Jahr an Sant Michels Tag fein, wenn die Kirchweih zu fert ist im Tale.“
Im Jahre 1791 – kurz bevor Fürth preußisch wurde – zählte man zur Kirchweih vor der Gastwirtschaft „Prinz zu Preußen“ (Kohlenmarkt) nicht weniger als 60 Kutschen und 40 Reiter, von den Fußgängern gar nicht zu reden: „In dem sehr geräumigen Saale konnte man nicht nur vor Gewühle von Menschen kaum tanzen …“
Ein Regierungsbeamter aus Ansbach schwärmte zudem vom Fürther Maibaum, dessen Gipfel am St. Michaelstag unter anderem mit einem wertvollen seidenen Halstuch geschmückt wurde. Dieses Tuch bekam derjenige, „ … welcher nach der Kirchweih sich getraut, bis an den obersten Gipfel dieses glatten und abgeschälten Baumes zu klettern und es herabzunehmen“. Der Besucher, Dr. Büttner aus Ansbach, sprach schon damals von der „Königin aller Kirchweihen“.
Fünf Jahre später verbot die nunmehr preußische Regierung die Aufstellung des Maibaumes genauso wie auch den Osterumzug der Fürther Schulkinder um die Überreste der St. Martinskapelle, man sah darin wohl ein Relikt der Bamberger Herrschaft.
1791 rühmte sich die Fürther Kirchweih damit, dass angeblich nicht weniger als 400 Musikanten durch die Wirtshäuser gezogen seien. Der Stadtchronist Paul Rieß berichtete für die Kirchweih im Jahre 1911: „Heuer sind auf der Kirchweih 32 Musikgesellschaften (Harfenzupfer) mit 107 Personen eingetroffen. Darunter befinden sich 2 Italienergruppen. Gegen die früheren Jahre ist diese Zahl bedeutend zurückgegangen.“ Bis 1955 kamen noch Musiker aus Hundshagen in Thüringen, dann übernahmen dies welche aus der Umgebung, aber nicht mehr lange. Im Oktober 1962 ging die lange Tradition zu Ende, die beiden letzten „Harfenzupfer“ zogen während der Fürther Kirchweih von Gaststätte zu Gaststätte. Der Musikgeschmack hatte sich geändert, eben während dieser Kirchweih im Jahre 1962 erschien „Love me do“, die erste Single der Beatles.
Dafür wurde 1964 eine neue Tradition eingeführt, erstmals auf der Fürther Kirchweih der „Betz“ ausgetanzt, Ausführende waren die Unterfürberger Kirchweihburschen. Das Siegerpaar durfte ein Schaf mit nach Hause nehmen…
Natürlich kann ich mich selbst vor allem an meine ersten Besuche der Fürther Kirchweih in den frühen 60er Jahren erinnern, mein aus der Frankfurter Gegend stammender Vater war damals zwar schon über zehn Jahre in Fürth, aber er konnte es immer noch nicht fassen, dass für eine Kirchweih eine Bundesstraße gesperrt wird. Es gibt vermutlich keine andere Großstadt in der Bundesrepublik, die mitten im Stadtzentrum Kirchweih feiert.
Meine Lieblingsattraktion um 1965 gibt es heute noch am selben Platz auf der Freiheit: der Oldtimer-
Parcours mit den alten Autos auf den Schienen. Natürlich wollte ich da und dort etwas haben, prinzipiell überall mitfahren, außer in der Geisterbahn. Ich hatte als Kind Angst vor Geistern, es reichten mir schon die unter meinem Bett … Und es war jedes Jahr das Gleiche: Irgendwann behauptete mein Vater, er habe kein Geld mehr, zeigte dem schon damals ungläubigen Sohn einen extra präparierten zweiten, leeren Geldbeutel und dann war der Kirchweihausflug jeweils beendet.