Kirchweihgeschichten aus ’88
Irgendwie und sowieso (nicht)
von Günter Scheuerer
Wenn man, wie ich, etwas konservativ und sparsam erzogen wurde, lernt man als junger Bursch schnell sich auch über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen. Wenn man zusätzlich, wie ich, meistens auch noch während der Kirchweih Geburtstag hat, konnte ein Geburtstagsgeschenk auch mal in Form eines einfachen Kirchweihbesuchs daherkommen. Geparkt hat man die goldglänzende und deutlich angejahrte, elterliche Karosse, dazu gerne in der Dr.-Mack-Straße unweit des Stadtparks, das war strategisch günstig, warum, dazu kommen wir noch. Auf dem Weg zur Freiheit wurde dann noch schnell bei der Oma vorbeigeschaut und das Geburtstagsgeld in Empfang genommen…
Aber nicht dass sie jetzt denken der Bou hätte dann damit machen können was er wollte und die freie Auswahl an Fahrgeschäften und Fressalien gehabt. Dieses gabs nicht, jenes sowieso nicht und irgendwie wurde Vieles als zu teuer empfunden. Weder gebrannte Mandeln noch mit Schokolade überzogene Früchte passten in das elterliche Preisuniversum. Fünf Mark für drei Baggers? Da hieß es salopp: „Doufür kräigst ja fast an ganzen Kastn Bier, däi Baggers macht die Mudder dahamm ummersunst“. Das kurz zuvor erhaltende Geldgeschenk blieb sicher verwahrt in der mütterlichen Handtasche und wurde lieber für Sinnvolles wie Cordhosen oder Nicki-Pullover in seltsamen Farben ausgegeben. Immerhin waren wenigstens ein paar Bratwürste, die eine oder andere Fahrt mit dem Affenkasten oder auch mal ein Lustiges Taschenbuch drin
Allgemein wurde seitens meiner Eltern stets streng auf Mark und Pfennig geachtet, auch wenn man das nicht unbedingt gemusst hätte. So kam es vor dass man sich im Heringsbrater-Zelt in der Adenaueranlage niederließ, eine „teure“ Maß Bier bestellte und nach leeren derselben ungeniert mit billigem Stoff vom nahegelegenen Discounter nachfüllte. Das Flair und die Musik wollte man schließlich länger als für die Dauer einer Maß genießen. Ich langweilte mich dann meist und ging hinter den Kärwabuden Kastanien sammeln.
Fand bei einem dieser Kirchweihbesuche am Abend auch noch das Abschlussfeuerwerk statt, konnte sich der Aufenthalt brutal in die Länge ziehen. Nachdem die Kärwa ausgiebig und mehrfach auf ihrer ganzen Länge inspiziert worden war und man auch die Tageswitze vom Billigen Jakob durch hatte, hieß es: „allmächd, etz is erscht Siema, was dou‘ mern nu su lang bis des Feierwerk oogeht?“. Gerne wurde die Zeit dann mit einem Besuch im leicht verrufenen „Fiedler-Zelt“ in der Moststraße oder in einem Wirtshaus überbrückt. Entschied man sich für letzteres, z. B. fürs Öchsla, dann beliebte mein Vater zu Scherzen: “Dou brauchst blouß der Maria auf die Schürzn guggn, dann wassd scho was zum Essn gibt.“
Überhaupt wurde bei Familienausflügen damals das gemacht was sich die Erwachsenen vorstellten, Geburtstag hin oder her, so eben auch auf der Kärwa – kein Vergleich mehr zu heute (und zum Glück für die nachfolgenden Generationen).
Schleppten sich die Uhrzeiger dann nach einer Ewigkeit endlich Richtung halb zehn brach man eher wiederwillig auf, schließlich war es im Wirtshaus warm und drunten am Wiesengrund in der Regel kalt und ungemütlich.
Und nach absolvieren des üblichen Staus auf der Karlsbrücke und Bestaunung des sich jeden Jahr ähnelnden Feuerwerks gings durch den dunklen und nebligen Stadtpark entlang der Pegnitz wieder zurück zum strategisch günstig geparkten Auto. Aus wars wieder mit der Kärwa für ein ganzes Jahr.
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